Eine Zukunft für Flüchtlingskinder
Gerade Kinder und Jugendliche sind durch die Erfahrung mit Krieg, Verfolgung und Flucht besonders stark betroffen. Wie gut es gelingt, diese traumatischen Erlebnisse und Erfahrungen zu verarbeiten, hängt stark von den Lebensbedingungen und der Zuwendung ab, die sie nach der Flucht erleben.
Sedija Klepo kümmert sich seit 22 Jahren um Flüchtlinge. Die Gründerin des Vereins „Hilfe von Mensch zu Mensch“ in München weiß aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, aus Angst um das eigene Leben die Heimat zu verlassen. 1992 musste die Journalistin und damalige Parlamentsabgeordnete mit ihren drei kleinen Kindern aus Bosnien-Herzegowina fliehen. Schon bald, nachdem sie in Deutschland angekommen war, hat sie angefangen, sich um andere Flüchtlinge zu kümmern, ihnen zu helfen, hier Fuß zu fassen.
In Kinderkrippe, Migrationsberatung, Sprachzentrum und schulanalogen Maßnahmen betreut der Verein „Hilfe von Mensch zu Mensch“ heute jeden Tag tausend Menschen in den verschiedensten Bereichen. Das Projekt K.O.M.M. etwa hat sich zur Aufgabe gemacht, unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen zu einem Schulabschluss zu verhelfen. Das beinhaltet neben schulischer Ausbildung natürlich auch psychologische Betreuung und gemeinsame Freizeitgestaltung. Denn das Wichtigste ist erst mal Zugang zu finden, zu den von Krieg und Flucht traumatisierten jungen Menschen.
Mohammed kam im Alter von sechs Jahren nach Bayern, nachdem er zwei Jahre alleine mit seinem kleineren Bruder in Somalia auf der Flucht war. Der Vater war ermordet worden, die Mutter nach Deutschland geflohen. Heute besucht der 10-Jährige die Greta-Fischer-Schule in Dachau. Ungefähr ein Drittel der Kinder an dieser Förderschule sind Flüchtlingskinder. „Wir versuchen, jedem Kind, das zu uns kommt, erst mal ein Ansehen zu geben“, erzählt die zweite stellvertretenden Schulleiterin Irmgard Wilfurth. Denn „durch dieses Ansehen sind sie hier an der Schule an einem sicheren Ort und sind wer.“ Der weitere Weg verlangt viel Zuwendung und Geduld von den Lehrkräften, denn Kinder, wie Mohammed und sein Bruder, müssen sich in der neuen Umgebung erst mal zurechtfinden und erfahren, dass alte Verhaltensmuster, die sie sich während der Flucht angeeignet haben, hier nicht mehr nötig sind. Das große Engagement, das das Kollegium der Greta-Fischer-Schule zeigt, zahlt sich aus. Schulleiterin Gabriele Oswald-Kammerer und ihre Kolleginnen freuen sich, dass Mohammed mittlerweile so gut integriert ist und sich auch seine schulischen Leistungen so verbessert haben, dass er bald eine Regelschule besuchen kann.
Filmbeiträge von Roman Linke
Moderation Christine Büttner
Redaktion Heike Springer
Links
Hilfe von Mensch zu Mensch e.V.
REFUGIO München Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge und Folteropfer - Flüchtlingskinder
Innere Mission München Jugendmigrationsdienst
SchlaU Schule München schulanaloger Unterricht für junge Flüchtlinge
Caritas Bayern Hilfe für junge Flüchtlinge
Bayerischer Rundfunk Flüchtlinge und Asylsuchende - Alles auf einen Blick