Vom Obdachlosen zum Mannschaftskapitän
Als Manni, der Älteste von sechs Geschwistern, neunzehn ist, setzen ihn seine Eltern nach einem heftigen Streit vor die Tür. Zunächst schlägt er sich noch so durch, kommt bei Freunden und der Oma unter. Doch seine Eltern unterbinden auch diese Option. Er richtet sich in einem abbruchreifen, halb verfallenen Krankenhaus mehr oder minder häuslich ein.
Als das Geld ausgeht und die alten Freundschaften gänzlich wegbrechen, lernt Manni die, wie er sagt, „dunkle Seite“ seiner Heimat, des Ammergauer Landes kennen. Alkoholiker, Dealer, Drogenabhängige, Kleinkriminelle. In dieser sozialen Umgebung dauert es nicht lange und Manni begeht nach mehreren minderschweren Strafdelikten einen Einbruch, der ihm zwei Jahre Jugendgefängnis einbringt.
Nach anfänglicher Panik im Knast und über das, was hier eigentlich mit ihm passiert ist, bekommt er als einer von siebzehn ausgewählten Bewerbern bayernweit, die Möglichkeit, die Mittlere Reife nachzuholen. Knapp zwei Jahre später hat er seinen Abschluss mit der Note 1,7 in der Tasche.
Mit Hilfe einer Sozialpädagogin findet er nach seiner Entlassung einen Platz im Münchener Adolf Mathes Haus, einer Wiedereingliederungseinrichtung des Katholischen Männerfürsorgevereins (KMFV). Dort bewohnt Manni momentan ein Zimmer in einer Wohngruppe und arbeitet in der Keramikwerkstatt.
Und er ist auf den Fußball gekommen. Er ist Kapitän der deutschen Mannschaft des KMFV beim „European Homeless Cup“, der am 25. und 26. Juni auf dem Münchner Odeonsplatz ausgetragen wurde. Mannschaften aus zwölf Ländern sind hier zur ersten Fußball-Europameisterschaft der Obdachlosen angetreten.
Sozialarbeiter und Mitorganisator Gabriel Schaub ist begeistert, durch diese Veranstaltung in der Stadtmitte, auf die Problematik der Obdachlosigkeit aufmerksam machen zu können. Teilnehmer und Zuschauer kommen hier ins Gespräch und so können Vorurteile abgebaut werden.
Am Ende erringt die deutsche KMFV-Mannschaft um Kapitän Manni einen ehrbaren 10. Platz. Gewonnen haben sie aber alle, neue Freundschaften und die Erfahrung, mal nicht im Abseits sondern mitten auf dem Platz zu stehen.
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