Pfarrers Kinder, Müller Vieh ...
Was haben die Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Popstar Katy Perry gemeinsam? Beide sind Pastoren- auf gut bayrisch Pfarrerstöchter.
Lebensformen wollte wissen, wie das so ist, wenn man im Pfarrhaus aufwächst. Filmemacherin Eva Arnold hat deshalb bayerische Pfarrerskinder ganz unterschiedlichen Alters besucht und sie gefragt, welche Erinnerungen sie an ihre Kindheit und Jugend im Pfarrhaus haben, was sie als bereichernd und was als eher belastend empfunden haben.
Lisa und Eva Grabenstein, 19 und 21 Jahre, sind von ihren Eltern, beide Pfarrer, ganz ohne Zwang zum Glauben erzogen worden und für sie ist die Kirche heute ein „Ort der Kindheit“. Für Eva war schwierig, dass man sie, als Pfarrerskind, immer gleich als besonders brav und fromm abstempelte, so dass sie den Beruf der Eltern oft gerne verschwieg. Lisa war es zuhause oft zu trubelig, besonders während der Pubertät hätte sie sich einen ruhigeren Rückzugsort gewünscht. Heute sehen beide aber hauptsächlich die Vorteile, die der Beruf der Eltern mit sich bringt.
Martin Tröbs wuchs mit seinen Brüdern in einem oberpfälzer Pfarrhaus auf. In guter Erinnerung ist dem 50-Jährigen der riesige Pfarrgarten und das reichhaltige musikalische Angebot. Extrem belastend wurde das kirchliche Umfeld, als er sich seiner Homosexualität bewusst wurde. Nach Martins Coming Out in Nürnberg schämte sich sein Vater, die Kanzel zu betreten. Seine Eltern brauchten Zeit, um das Schwulsein ihres Sohnes bedingungslos zu akzeptieren, doch die Familie fand wieder zusammen. Als Martin sich mit seinem Freund verpartnerte, hielt der Vater seinem Sohn eine ergreifende Rede.
„Meine Mutter war sehr fromm“ erzählt Monika Ortlieb den Besuchern, die sie durch die Nürnberger Lorenzkirche führt. Der Vater war Pfarrer in der vierten Generation. Alles, was Spaß gemacht hat, galt in ihrem Elternhaus als sündig. Einen gütigen Gott lernte sie dort nicht kennen. Erst viele Jahre später, als ihre eigenen Kinder schon erwachsen waren, fing sie an, ihre Kindheit und Jugend aufzuarbeiten. Heute ist die 70-Jährige einigermaßen versöhnt mit ihrer Vergangenheit. Dem kirchlichen Umfeld ist sie immer treu geblieben.
Der Münchner Pfarrer Joachim Rohrbach, 38, wuchs in einem klassischen Pfarrhaus in Trudering auf: traumhafter Garten, großes, gemütliches Pfarrhaus, Kirche, Gemeindehaus. Seinem Vater, Martin Rohrbach, war es wichtig, seinen Söhnen ein offenes Pfarrhaus zu bieten, in dem sie Freiheit erfahren können. Es wurde viel gesungen und musiziert. Joachim war dem täglichen Treiben im Pfarrhaus gegenüber sehr aufgeschlossen, leitete früh Jugendgruppen, sang im Chor, gründete eine Acapellagruppe. Diese positiven Erfahrungen und Anregungen ließen ihn schließlich selbst den Beruf des Pfarres ergreifen.
Filmbeiträge von Eva Arnold
Moderation Christine Büttner
Redaktion Heike Springer
Veranstaltungshinweis
Sonntag, 20. Juli 2014 um 19:00 Uhr in der Jerusalemkirche, Taufkirchen
"Songs of Faith" mit Pfarrer Joachim Rohrbach und der Rendezvous-Band
Kontakt
pfarramt@jerusalemkirche.de
joachim.rohrbach@jerusalemkirche.de
carina@querfeldein.info