Vergänglichkeit

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Vergänglichkeit

„Die Blätter fallen, fallen wie von weit, als welkten in den Himmeln ferne Gärten“, so beschreibt Rainer Maria Rilke den Herbst. Im Herbst wird uns die eigene Endlichkeit unausweichlich und immer wieder neu bewusst. Nicht nur in der jüdisch-christlichen Tradition ist das Vanitas-Motiv verankert, auch der Buddhismus weiß um die Unbeständigkeit der Dinge. In der japanischen Ästhetik bezeichnet mono no aware, übersetzt: das Herzzerreißende der Dinge, jenes Gefühl von Trauer, das der Vergänglichkeit der Dinge nachhängt und sich doch damit abfindet.Filmemacherin Lia Jaspers hat sich im Auftrag des Evangelischen Fernsehens auf Spurensuche begeben: nach Erfahrungen mit der Vergänglichkeit alles Irdischen.

So trifft sie im Chiemgau den international bekannten Land Art-Künstler Nils-Udo. Seine Inspirationsquelle ist die reichhaltige Fülle der Natur, aus ihr schöpft er die Ideen und parallel zu ihr arbeitet er. Gemeinsam besuchen sie „Die blaue Blume“ und erkunden, wie sich das Werk im Laufe der Jahre verändert hat. Denn was wegweht oder -fließt, um- oder einstürzt oder sich auflöst, ist nicht verschwunden. Es geht nur in eine andere Form über.

In München beobachtet Lia Jaspers die vom japanischen Ikebana inspirierte Objekt-Künstlerin Stephanie Krüger und den am Mozarteum ausgebildeten Gitarristen Johannes Oswald bei ihren Rauminstallationen „floralsounds“. Dabei erschafft das Paar aus Musik, pflanzlichen Objekten und Lichtchoreografie eine eigene Poetik, die von ebenso flüchtigem wie berückendem Zauber ist. Im Ikebana werden die Blumen gesteckt, um ihnen neues Leben zu geben. Nur das berechtigt, Blumen und Zweige aus ihrem natürlichen Lebenskreislauf herauszureißen, sind die Japaner überzeugt.

Im Allgäu führt Birgit Jocham zusammen mit ihrem Mann einen Steinmetzbetrieb. Bei der Herstellung ihrer Grabsteine ist ein besonderes Anliegen „ Lebenslinien zu bewahren“, denn ein Grabstein soll das Wesen des Verstorbenen widerspiegeln. Schließlich, so Jocham, „ist ein Grabstein das letzte Geschenk an einen Menschen“.

So vergänglich alles Irdische auch sein mag, weiß Rilke am Ende zu trösten: „Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen unendlich sanft in seinen Händen hält.“

 

Ein Film von Lia Jaspers

Redaktion Heike Springer