Treffen der ehemaligen Häftlinge des KZ Flossenbürg
Was bringt Überlebende des Holocausts dazu, wieder und immer wieder an die Stätte ihres Leids zurückzukehren? Jack Terry war 15 Jahre alt, als er im April 1945 von amerikanischen Soldaten aus dem Konzentrationslager Flossenbürg befreit wurde. Als Befreiung empfand der junge polnische Jude, der damals noch Jakub Szabmacher hieß, diesen Tag jedoch nie: »Es war der schlimmste Tag meines Lebens. Ab diesem Tag war ich nicht mehr nur mit dem Überleben beschäftigt, ich konnte plötzlich denken und weinen«, sagt er. Jack Terry, der bald nach Kriegsende von einem amerikanischen Soldaten mit nach New York genommen wurde, wo er bis heute lebt, hatte seine ganze Familie verloren, fast jedes Erinnerungsstück an sie – aber nicht die Erinnerung.
Die gebürtige Tschechin Hana Malka kommt aus dem israelischen Haifa, der gebürtige Pole Leon Weintraub aus Stockholm, Jack Terry aus New York, Yves Durnez aus Belgien: Es herrscht eine internationale Atmosphäre, wenn sich einmal im Jahr Überlebende des KZ Flossenbürg aus aller Welt in der Oberpfalz treffen. Und die Stimmung ist gelöst, fröhlich sogar, was im Widerspruch zu stehen scheint, mit dem was Menschen an diesem Ort zur Zeit des Nationalsozialismus angetan wurde.
Jahr für Jahr stellen sich Terry, Malka und die anderen in Zeitzeugengesprächen der jungen deutschen Generation, sie sprechen und berichten von ihrem Leben und Überleben. Aber das jährliche Flossenbürger Überlebendentreffen ist auch eine Art Familientreffen von Menschen, die sich deswegen ohne Worte verstehen, weil sie Dinge erlebt und überlebt haben, die zu erklären, Sprache nicht ausreicht.
Jörg Skriebeleit, Leiter der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, ist der Gastgeber. Als er 1996 nach Flossenbürg kam, war das Gelände des Konzentrationslagers verwildert, auf dem ehemaligen Appellplatz stand ein Fabrikgebäude. Schockierend für dieÜberlebenden, die hierher kamen, war aber vor allem, dass nichts an ihr Leid und die rund 30.000 Menschen erinnerte, die hier zu Tode gequält wurden.
»Warum wir wiederkommen«: In der Dokumentation des evangelischen Fernsehens von Heike Springer wird sichtbar, was sich seither verändert hat in der Oberpfalz und was die Überlebenden von Flossenbürg Jahr für Jahr wiederkommen lässt.
Ein Film von Heike Springer